UPlusE

U-Untersuchung für Kinder plus Eltern beim Pädiater zur Förderung der kindlichen Entwicklung mit Impuls aus frauenärztlicher Schwangerenvorsorge“  

UPlusE ist ein neues Versorgungsprogramm, das parallel durch eine Studie begleitet wird, die die Wirkung des Versorgungskonzepts untersucht. 

UPlusE wird im Rahmen der Förderung von neuen Versorgungsformen durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) nach §92a Abs. 1 Satz 1 und 8 SGB V gefördert.

Family portrait: mother, father and newborn baby.

Hintergrund

Ein guter Start ins Leben kann durch eine psychische Erkrankung eines Elternteils erheblich belastet werden.

Depressionen haben in der Zeit um die Geburt mit 10-15% bei Müttern und ca. 5-10% bei Vätern eine hohe Prävalenz.

Nicht selten chronifizieren diese Erkrankungen und  können langfristige Folgen zum Beispiel auf die Bindung zwischen Eltern und Kind haben. Eine frühzeitige Behandlung reduziert nicht nur individuelles Leiden, sondern verbessert die elterliche (Sozial-)Kompetenz erheblich. 

Momentan kommt nur ein kleiner Teil der Betroffenen in eine evidenzbasierte, spezialisierte Behandlung, da die Betroffenen oft aus Unwissenheit, aus Scham, wegen der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und aus Angst keine Hilfe suchen. Hinzu kommt, dass insbesondere psychosozial belastete Familien häufig nicht durch eine Hebamme unterstützt und begleitet werden. Hausärztinnen/Hausärzte werden in dieser Lebensphase oft nicht aufgesucht, Gynäkologinnen/Gynäkologen und Pädiaterinnen/Pädiater hingegen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen zumeist regelmäßig. Sie erkennen die psychischen Belastungen aufgrund fehlender standardisierter Screeningmaßnahmen jedoch zu selten.

Neue Versorgungsform

Im Rahmen der UPlusE Studie soll ein App-basiertes Screening zur Früherkennung depressiver Entwicklungen, psychosozialer Belastungen und Problemen in der Eltern-Kind-Beziehung etabliert werden. Sowohl (werdende) Mütter als auch Väter sollen zum Ende der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Kindes regelmäßig befragt werden. Diese Befragungen werden an die Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen bzw. U-Untersuchungen beim Pädiater gekoppelt. Aufgrund dieser Daten erfolgt eine bedarfsgerechte Vermittlung von Hilfsangeboten für die Betroffenen.

Vorteile

Die Nutzung bereits vorhandener Praxis-Apps ermöglicht eine einfache Integration in den Praxisalltag und spart Zeit, sowohl für die Arztpraxen, als auch für die Eltern. Darüber hinaus wird im Rahmen der UPlusE Studie ein ambulantes Netzwerk aus „Psych-Behandlern“* etabliert, die als Datenpool in der App gespeichert werden. Auch Online-Psychotherapie-Angebote, sowie die Postleitzahl-Suche der Frühen Hilfen, Erziehungsberatungsstellen und profamalia werden über die Apps verlinkt.

Die Betroffenen können ihre Screening-Bögen herunterladen und per Mail an die behandelnden Ärzte/Therapeuten verschicken. Auf diese Weise erfolgt eine digitale Vernetzung -auch mit dem Ziel niederschwellig, zeitökonomisch und kostensparend Hilfen an die Hand zu geben.

(* = Psychiaterinnen und Psychiater, Psychosomatikerinnen und Psychosomatiker und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten)

Ziele

Das Ziel von UPlusE ist es, durch die neue Versorgungsform (App-basiertes Screenen und Vermittlung von Hilfe) die psychische Gesundheit von Eltern um die Geburt und im 1. Lebensjahr zu verbessern, ihre psychosozialen Belastungen zu mindern sowie die Eltern-Kind-Beziehung und die kindliche Gesundheit zu verbessern. Die Intervention soll einfach in den Praxisalltag integrierbar sein. Die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen soll abgebaut werden. Eine digitale Vernetzung von Gynäkologinnen und Gynäkologen, Pädiaterinnen und Pädiatern und Psych-Behandlerinnen und ‑Behandlern unter Einschluss von Geburtshilfekliniken und „Frühen Hilfen“ soll eine komplexe fach- und sektorenübergreifende Versorgung ermöglichen.

Studien-Endpunkte (erhobene Ergebnisse, engl. Outcome): Primärer Endpunkt ist die Inanspruchnahme einer Behandlung (psychiatrisch/psychosomatisch/psychotherapeutisch) und/oder von „Frühen Hilfen“, gemessen durch Selbstauskunft in der App. Sekundäre Endpunkte sind die Depressivität, die Eltern-Kind-Beziehung und das Ausmaß psychosozialer Belastungen.

Teilnahmebedingungen

An UPlusE können alle Schwangeren ab der 30. SSW und Eltern von Kindern bis 6 Monate (spätester Eintritt in die Studie zur U5) teilnehmen, die selbst oder deren Kinder gesetzlich versichert sind. Für die Teilnahme an UPlusE ist die Nutzung der PraxisApps „Meine GynPraxis“ und „Meine pädiatrische Praxis“ erforderlich.

Ausschlusskriterien sind Schwangerschaft vor 30. SSW, fehlende Einwilligungsfähigkeit oder fehlende Möglichkeit, die Fragebögen in der App auszufüllen (kein Smartphone, unzureichende Sprach- oder Lesefähigkeiten).

Ergebnisse der Vorstudie (Pilotprojekt Nürnberg)

Im April 2020 bis Dezember 2021 wurde ein Pilotprojekt (N = 5.235) zur Untersuchung der Anwendbarkeit und Akzeptanz der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) als Screeninginstrument für Depressionen in Nürnberg durchgeführt. Die teilnehmenden Geburtskliniken, gynäkologischen und pädiatrischen Praxen schätzen die Umsetzbarkeit als gut, den zeitlichen Aufwand bei positiv gescreenten Müttern auf 5-15 Minuten ein. Die Mütter empfanden es als hilfreich, auf ein auffälliges Ergebnis im Fragebogen angesprochen zu werden. Insgesamt war die Drop-out-Quote sehr gering (1,22%). Als Schlussfolgerung für UPlusE kann eine große Akzeptanz bei Behandlerinnen/Behandlern und Patientinnen/Patienten abgeleitet werden.

(Simen S, Kuscher K, Schröder L, Yilmaz-Terzioglu N, Schröder T, Jung R, Köhler W, Dammer U, Kastner B, Hillemacher T, Berg NVD, Rauber S. Routine Screening for Peripartum Depression in the Gynecologic and Pediatric Setting – Evaluation of an Adapted EPDS Version. Z Geburtshilfe Neonatol. 2023 Jun;227(3):213-218.

In einer Mitgliederbefragung durch Schatten & Licht e.V. (Selbsthilfe-Verein) befürworteten 97% der Betroffenen (N = 58) ein wie oben geschildertes Screening.

Gerne geben wir Ihnen einen Überblick wer hinter UPlusE steht und warum wir uns für dieses Thema engagieren (bitte Videos anklicken):

Konsortialführung Klinikum Nürnberg- Dr. Susanne Simen

Prof. Dr. Sarah Kittel-Schneider, Chair of Psychiatry, University College Cork, Ireland

Laura Kazyska, BVKJ-Service GmbH

Alina Baumgartner, BKK Landesverband Bayern

Sean Monks, Monks-Ärzte im Netz GmbH

Prof. Dr. Neeltje van den Berg, Dr. Ulrike Stentzel und Stefanie Schade, Universitätsmedizin Greifswald

Dr. Ina Nehring, Technische Universität München

Tilo Radau (ÄVGD) und Sebastian Jonas-Dieke (Sanakey)

In Kürze folgt noch das Video des Universitätsklinikums Würzburg…

Projektpartner